EPDM – kurz für Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk – zählt zu den vielseitigsten synthetischen Elastomeren der Industrie. Ob im Fahrzeugbau, in der Gebäudetechnik oder in der Lebensmittelindustrie: EPDM ist nahezu überall dort im Einsatz, wo eine hohe Beständigkeit gegenüber Witterungseinflüssen, Ozon und Alterung gefragt ist. Dieser Beitrag gibt Ihnen einen fundierten Überblick über Materialeigenschaften, Einsatzbereiche, chemische Beständigkeit, Normen und Unterschiede zu anderen Elastomeren wie NBR oder Silikon.
Was ist EPDM?
EPDM ist ein Terpolymer, das aus den Monomeren Ethylen, Propylen und einem Dien wie ENB (Ethylen-Norbornen) besteht. Durch die gesättigte Hauptkette des Polymers zeigt EPDM eine ausgezeichnete Alterungsbeständigkeit gegenüber Sauerstoff, Ozon und UV-Strahlung. Anders als viele andere Elastomere enthält EPDM keine Doppelbindungen in der Hauptkette, was die Widerstandsfähigkeit gegen oxidative Prozesse massiv verbessert.
Wichtige Materialeigenschaften von EPDM
Die wichtigsten physikalischen und chemischen Eigenschaften von EPDM im Überblick:
- Temperaturbeständigkeit: -50 °C bis +150 °C (kurzzeitig bis +180 °C)
- Witterungs-, Ozon- und UV-Beständigkeit: Sehr hoch
- Gute Flexibilität bei Kälte
- Sehr gute Wasserdampf- und Heißwasserbeständigkeit
- Elektrisch isolierend
- Hohe Elastizität und Formstabilität
Chemische Beständigkeit
EPDM ist besonders widerstandsfähig gegen:
- Wasser, Dampf, Kühlmittel
- Verdünnte Säuren und Laugen
- Alkohole, Ketone und polare Lösungsmittel
Dagegen zeigt EPDM eine geringe Beständigkeit gegenüber:
- Mineralölen und Schmierfetten
- Benzin und Diesel
- Aromatischen und halogenierten Kohlenwasserstoffen
Unterschiede zwischen EPDM, NBR und Silikon
Ein häufiges Thema ist die Auswahl des richtigen Elastomers für eine bestimmte Anwendung. Hier eine Gegenüberstellung der wichtigsten Alternativen:
Eigenschaft | EPDM | NBR | Silikon |
---|---|---|---|
Ölbeständigkeit | Schlecht | Sehr gut | Mäßig |
UV-/Ozonbeständigkeit | Sehr gut | Schlecht | Sehr gut |
Temperaturbereich | -50 °C bis +150 °C | -30 °C bis +100 °C | -60 °C bis +230 °C |
Kosten | Niedrig | Mittel | Hoch |
Anwendungsbereiche von EPDM
Durch seine Kombination aus physikalischer Robustheit und chemischer Stabilität ist EPDM in vielen Industriezweigen unersetzlich:
Bau- und Gebäudetechnik
- Dachabdichtungsbahnen (z. B. EPDM-Dichtungsbahnen)
- Fenster- und Türdichtungen
- Fassadenprofile und Dehnungsfugenbänder
Automobilindustrie
- Schläuche für Kühlmittel- und Heizsysteme
- Tür- und Kofferraumdichtungen
- Wischerblätter und Staubschutzmanschetten
Trinkwasser- und Lebensmittelindustrie
- Dichtungen mit WRAS– und KTW-Zulassung
- EPDM-Schläuche in FDA-Qualität
Normen und Zertifizierungen
EPDM ist in zahlreichen Normen geregelt. Die wichtigsten sind:
- DIN ISO 3302-1: Toleranzen für Gummiformteile
- ISO 4097: Physikalische Prüfmethoden für EPDM-Rohkautschuk
- FDA CFR 21 §177.2600: Für Lebensmittelkontakt geeignete Rezepturen
- KTW-BWGL: Für Trinkwasserleitungen in Deutschland
Haltbarkeit und Umweltaspekte
Ein wesentlicher Vorteil von EPDM ist seine hohe Langlebigkeit. Dichtungen aus EPDM halten bei normgerechter Verarbeitung und Umgebungseinflüssen bis zu 30 Jahre und länger. In Dachabdichtungen beträgt die typische Lebensdauer sogar bis zu 50 Jahre.
Auch ökologisch ist EPDM ein zukunftssicheres Material. Es enthält keine Weichmacher, ist in vielen Rezepturen recyclebar und kann thermisch verwertet werden. Für Bauanwendungen existieren zudem EPDs (Environmental Product Declarations), die den CO₂-Fußabdruck dokumentieren.
EPDM in der Praxis: Anwendungsbeispiele
1. Flachdachabdichtung
EPDM-Dachbahnen werden vollflächig verklebt oder lose mit Auflast verlegt. Sie sind wurzelfest (nach FLL) und benötigen keine chemischen Flammschutzmittel. Die einfache Verlegung ohne offenes Feuer macht sie besonders geeignet für Sanierungen.
2. Trinkwasserleitungen
EPDM-Dichtungen mit KTW- oder WRAS-Zertifizierung kommen in Armaturen, Ventilen und Trinkwasserschläuchen zum Einsatz. Sie verhindern zuverlässig das Austreten oder Eindringen unerwünschter Stoffe und bewahren die Wasserqualität.
3. Fahrzeugtechnik
EPDM-Schläuche sind hitze- und kühlmittelbeständig und werden in Motoren von PKW, LKW und landwirtschaftlichen Maschinen verwendet. Durch die geringe Rissneigung bei Vibrationen wird der Wartungsaufwand reduziert.
Fazit: Warum EPDM die richtige Wahl ist
EPDM überzeugt durch seine einzigartige Kombination aus Witterungsbeständigkeit, thermischer Stabilität und chemischer Resistenz. Wer auf der Suche nach einem langlebigen, kosteneffizienten und vielseitig einsetzbaren Elastomer ist, trifft mit EPDM die richtige Wahl – vorausgesetzt, die Medienbeständigkeit gegenüber Ölen und Fetten ist nicht entscheidend.
Für Anwendungen mit speziellen Anforderungen – z. B. hoher Ölbeständigkeit oder extremer Hitzebelastung – bieten sich Alternativen wie NBR oder Silikon an. In den meisten Fällen ist EPDM jedoch die ökonomisch und technisch sinnvollste Lösung.